
Unsere Findlinge
Findlinge sind Gesteinsbrocken, die mit den eiszeitlichen Gletschern aus den Alpen in unsere Region transportiert wurden. Dort wo das Eis schmolz, liess es die mitgebrachten Findlinge liegen.
Über den Sommer 2018 hat der Autor die Findlinge im Wahlkreis Sursee kartiert. Die Feldstudien sind nicht abschliessend und dieser Bericht enthält nur eine Auswahl von Findlingen. Es wurde darauf geachtet, dass im Bericht jeder Ort im Wahlkreis mit mindestens einem Findling vertreten ist. Dann sind aber insbesondere seltene, sehr alte, ausserordentlich grosse oder speziell geformte Findlinge beschrieben.
Der Bericht ist so strukturiert, dass die Findlinge alphabetisch nach ihren Orten geordnet sind. Jeder Findling ist mit einem Foto und manchmal mit einer zusätzlichen Detailaufnahme dokumentiert. Daneben ist ein kurzer Text, worin die Gesteinsart fett gedruckt ist. Zuunterst sind jeweils die Schweizer Koordinaten des Fundortes angegeben, die das metergenaue Auffinden ermöglichen.
Die geologischen Informationen über den Verlauf der Moränen wurden dem Online-Portal des Bundes https://map.geo.admin.ch entnommen. Dort kann man sich kostenlos die GeoCover-Karte zeigen lassen. Da diese Seite kompliziert strukturiert ist, kann man auch per Google nach „GeoCover Karten der Schweiz“ suchen. Auf dieser GeoCover-Karte sind die Moränen, andere eiszeitliche Strukturen (z.B. längliche Hügelformen, sogenannte Drumlins) und sogar einzelne Findlinge eingezeichnet. Unten links sind die genauen Schweizer Koordinaten für den Ort angeben, wo man sich mit der Maus auf dieser GeoCover-Karte gerade befindet.
Das Surental ist eine einzigartig schöne Gletscherlandschaft mit zahlreichen Moränen, Drumlins und Findlingen. Diese Landschaft wurde vor allem durch die letzte Eiszeit geformt. Man nennt sie auch die Würm-Eiszeit. Sie begann vor 115‘000 Jahren, endete 11‘500 Jahre vor heute (Schlüchter 2010) und erreichte ihren Höchststand vor 24‘000 Jahren. Übrigens, kann man eine Rekonstruktion dieses letzteiszeitlichen Höchststands auch auf dem Geoportal des Bundes einsehen. Im Surental korreliert dieser letzteiszeitliche Höchststand mit den Moränen des Staffelbach-Stadiums (Gerber 1994). Das Sursee-Stadium hinterliess die Endmoräne von Mariazell bevor unsere Region vor 17‘000 Jahren eisfrei wurde, was an den ältesten Sedimenten des Soppensees zu erkennen ist (Heiri et al. 2014). Man kann von daher das Sursee-Stadium auf 18‘000 Jahre einschätzen. Zum Alter der Moränen des Triengen-Stadium gibt es verschiedene Interpretationen. Da diese Moränen sehr flach sind, vermuteten Annaheim, Bögli und Moser 1958, dass sie vom Eis überfahren wurden. Dass sie also älter seien und ins Frühwürm, vor 115‘000 bis 55‘000 Jahre zu datieren wären. Diese These wurde von späteren Autoren aber nicht mehr aufgenommen. Dementsprechend kann das Triengen-Stadium zwischen das ältere Staffelbach-Stadium (ca. vor 24‘000 Jahren) und das jüngere Sursee-Stadium (ca. vor 18‘000 Jahren) auf ca. 20‘000 – 22‘000 Jahre vor heute geschätzt werden.

Die obige stark vereinfachte geologische Karte des Wahlkreises Sursee (Kanton Luzern) zeigt zum einen die Geologie des Untergrundes. Das sind die Sandsteine der Oberen Meeresmolasse (OMM) und der Oberen Süsswassermolasse (OSM).
Zum anderen zeigt sie die drei Vergletscherungs-Stadien während der letzten Eiszeit:
- Staffelbach-Stadium: 24‘000 Jahre vor heute (Hochwürm)
- Triengen-Stadium: 22‘000 – 20‘000 Jahre vor heute
- Sursee-Stadium: 18‘000 Jahre vor heute (Spätwürm)
Während diesen Stadien blieb die Ausdehnung der Gletscher mehr oder weniger konstant und es bildeten sich ausgeprägte Moränenwälle an der Gletscherzunge (Endmoräne) und an den Talflanken (Seitenmoränen).
Übrigens sind auch die fünf Stationen des Vater-Wolf-Wegs von Neuenkirch nach Rippertschwand mit prächtigen Findlingen ausgestattet. Sie stammen aber aus dem Seetal. Der Autor kann auf Nachfrage genauere Informationen dazu geben.
Liste der alphabetisch geordneten Orte im Wahlkreis




Vergleiche auch die Nummulitenkalke von Neudorf und Oberkirch.




























80 cm unterhalb der Oberfläche beginnt die letzteiszeitliche Grundmoräne. Man erkennt sie an den unterschiedlich grossen Geröllen. Dabei handelt es sich um Findlinge, die sich hier in „Lebendstellung“ befinden.


































Vergleiche auch den Habkerngranit-Findling von Oberkirch.







- Hans Annaheim, Alfred Bögli und Samuel Moser (1958): Die Phasengliederung der Eisrandlagen des würmeiszeitlichen Reussgletschers im zentralen schweizerischen Mittelland. Geographica Helvetica, 13, 217-231.
- Martin E. Gerber (1994): Erläuterungen zum geologischer Atlas, Blatt 1129 Sursee.
- Oliver Heiri et al. (2014): Palaeoclimate records 60-8 ka in the Austrian and Swiss Alps and their forelands. Quaternary Science Reviews, 106, 186-205.
- Christian Schlüchter (2010): Das Eiszeitalter in der Schweiz. Eine Publikation des Instituts für Geologie der Universität Bern und von IGCP-378, herausgegeben von der Stiftung Landschaft und Kies, Aarbord 32, 3628 Uttigen.