21. November 2018

Unsere Findlinge

Granitfindling auf Rastplatz Eich

Unsere Findlinge

Findlinge sind Gesteinsbrocken, die mit den eiszeitlichen Gletschern aus den Alpen in unsere Region transportiert wurden. Dort wo das Eis schmolz, liess es die  mitgebrachten Findlinge liegen.

Über den Sommer 2018 hat der Autor die Findlinge im Wahlkreis Sursee kartiert. Die Feldstudien sind nicht abschliessend und dieser Bericht enthält nur eine Auswahl von Findlingen. Es wurde darauf geachtet, dass im Bericht jeder Ort im Wahlkreis mit mindestens einem Findling vertreten ist. Dann sind aber insbesondere seltene, sehr alte, ausserordentlich grosse oder speziell geformte Findlinge beschrieben.
Der Bericht ist so strukturiert, dass die Findlinge alphabetisch nach ihren Orten geordnet sind. Jeder Findling ist mit einem Foto und manchmal mit einer zusätzlichen Detailaufnahme dokumentiert. Daneben ist ein kurzer Text, worin die Gesteinsart fett gedruckt ist. Zuunterst sind jeweils die Schweizer Koordinaten des Fundortes angegeben, die das metergenaue Auffinden ermöglichen.

Die geologischen Informationen über den Verlauf der Moränen wurden dem Online-Portal des Bundes https://map.geo.admin.ch entnommen. Dort kann man sich kostenlos die GeoCover-Karte zeigen lassen. Da diese Seite kompliziert strukturiert ist, kann man auch per Google nach „GeoCover Karten der Schweiz“ suchen. Auf dieser GeoCover-Karte sind die Moränen, andere eiszeitliche Strukturen (z.B. längliche Hügelformen, sogenannte Drumlins) und sogar einzelne Findlinge eingezeichnet. Unten links sind die genauen Schweizer Koordinaten für den Ort angeben, wo man sich mit der Maus auf dieser GeoCover-Karte gerade befindet.

Das Surental ist eine einzigartig schöne Gletscherlandschaft mit zahlreichen Moränen, Drumlins und Findlingen. Diese Landschaft wurde vor allem durch die letzte Eiszeit geformt. Man nennt sie auch die Würm-Eiszeit. Sie begann vor 115‘000 Jahren, endete 11‘500 Jahre vor heute (Schlüchter 2010) und erreichte ihren Höchststand vor 24‘000 Jahren. Übrigens, kann man eine Rekonstruktion dieses letzteiszeitlichen Höchststands auch auf dem Geoportal des Bundes einsehen. Im Surental korreliert dieser letzteiszeitliche Höchststand mit den Moränen des Staffelbach-Stadiums (Gerber 1994). Das Sursee-Stadium hinterliess die Endmoräne von Mariazell bevor unsere Region vor 17‘000 Jahren eisfrei wurde, was an den ältesten Sedimenten des Soppensees zu erkennen ist (Heiri et al. 2014). Man kann von daher das Sursee-Stadium auf 18‘000 Jahre einschätzen. Zum Alter der Moränen des Triengen-Stadium gibt es verschiedene Interpretationen. Da diese Moränen sehr flach sind, vermuteten Annaheim, Bögli und Moser 1958, dass sie vom Eis überfahren wurden. Dass sie also älter seien und ins Frühwürm, vor 115‘000 bis 55‘000 Jahre zu datieren wären. Diese These wurde von späteren Autoren aber nicht mehr aufgenommen. Dementsprechend kann das Triengen-Stadium zwischen das ältere Staffelbach-Stadium (ca. vor 24‘000 Jahren) und das jüngere Sursee-Stadium (ca. vor 18‘000 Jahren) auf ca. 20‘000 – 22‘000 Jahre vor heute geschätzt werden.

Geologische Karte vom Wahlkreis Sursee

Die obige stark vereinfachte geologische Karte des Wahlkreises Sursee (Kanton Luzern) zeigt zum einen die Geologie des Untergrundes. Das sind die Sandsteine der Oberen Meeresmolasse (OMM) und der Oberen Süsswassermolasse (OSM).
Zum anderen zeigt sie die drei Vergletscherungs-Stadien während der letzten Eiszeit:

  • Staffelbach-Stadium: 24‘000 Jahre vor heute (Hochwürm)
  • Triengen-Stadium:     22‘000 – 20‘000 Jahre vor heute
  • Sursee-Stadium:        18‘000 Jahre vor heute (Spätwürm)

Während diesen Stadien blieb die Ausdehnung der Gletscher mehr oder weniger konstant und es bildeten sich ausgeprägte Moränenwälle an der Gletscherzunge (Endmoräne) und an den Talflanken (Seitenmoränen).

Übrigens sind auch die fünf Stationen des Vater-Wolf-Wegs von Neuenkirch nach Rippertschwand mit prächtigen Findlingen ausgestattet. Sie stammen aber aus dem Seetal. Der Autor kann auf Nachfrage genauere Informationen dazu geben.

Liste der alphabetisch geordneten Orte im Wahlkreis

1.   Bäch2.   Beromünster3.   Büron4.   Buholz5.   Buttisholz6.   Eich7.   Etzelwil8.   Grosswangen9.   Gunzwil10. Hellbühl11. Hildisrieden12. Kaltbach13. Knutwil14. Kulmerau15. Mauensee16. Neudorf17. Neuenkirch18. Nottwil19. Oberkirch20. Rickenbach21. Ruswil22. Schenkon23. Schlierbach24. Schwarzenbach25. Sempach26. Sempach Station27. Sigigen28. Sursee29. St. Erhard30. Triengen31. Vorder Ämmeberg32. Wilihof33. Winikon
1.1. Bäch Prächtiger Findling entlang der Hauptstrasse. Der Orthogneis ist ca. 2 m3 gross, wiegt 5 Tonnen und stammt vermutlich aus dem Gotthardgebiet. Dort heissen sie Streifengneise und entstanden vor ungefähr 440 Millionen Jahren am Rande des Superkontinents Gondwana. Schweizer Koordinaten:2‘655‘175 / 1‘225‘286

1.2. Bäch Ein Orthogneis ist ein deformierter Granit.Diese Detailaufnahme von obigem Findling zeigt ein typisches Gneisgefüge mit weissen geplatteten Feldspat- und Quarz-Körnern und dünnen Zwischenlagen von Dunkel-Glimmer (Biotit).  Schweizer Koordinaten:2‘655‘175 / 1‘225‘286

1.3. Bäch Oberhalb der Strasse, vor dem Schulhaus befindet sich ein Kalkstein-Findling. Als ich diesen ca. 5 Tonnen schweren Findling fotographierte, befragten mich die Schulkinder über diesen Stein und wollten mehr über die Eiszeit erfahren. Schweizer Koordinaten:2‘655‘199 / 1‘225‘323

2.1. Beromünster Bei der Sekundarschule am Cormeliweg befindet sich dieser ca. 1.5 m grosse Findling aus Kalkstein. Solche Kalksteine kamen entweder per Brüniggletscher von der Pilatuskette oder Obwalden oder mit dem Reussgletscher von den Nidwaldner oder Urner Kalkalpen. Schweizer Koordinaten:2‘656‘788 / 1‘228‘645

3.1. Büron Entlang der Sonnmatt-Strasse sieht man ein schönes Beispiel, wie Baugrubenfindlinge zur Dekoration der Umgebung verwendet werden können. Links ein Orthogneis (ca. 1.5 m3) und rechts ein Nummulitenkalk (ca. 4 m3).
Vergleiche auch die Nummulitenkalke von Neudorf und Oberkirch. Schweizer Koordinaten:2‘649‘974 / 1‘229‘474

4.1. Buholz Gegenüber der Kapelle befindet sich ein etwa 1.5 m hoher Kalkstein-Findling, der mit seiner speziellen Form an den Matterhorngipfel erinnert. Schweizer Koordinaten:2‘649‘004 / 1‘214‘523

5.1. Buttisholz Mitten auf dem Schulhausareal thront dieser Findling aus Kalkstein. Er ist etwa 1.5 m3 gross und wiegt knappe 4 Tonnen. Bei genauerem Hinsehen erkennt man zwischen den massigen Kalksteinlagen schiefrige, ehemals tonige Zwischenlagen. Schweizer Koordinaten:2‘649‘788/ 1‘218‘539

5.2. Buttisholz Bei Gattwil wurden bei privaten Bauarbeiten zwei grosse Findlinge geborgen und mit einem Flair für Umgebungsgestaltung wunderbar in Szene gesetzt. Der etwas kleinere ist ein Aaregranit und der grössere (Foto) ist ein spezieller Orthogneis (siehe unten). Schweizer Koordinaten:2‘651‘392/ 1‘219‘549

5.3. Buttisholz Der Gattwiler Orthogneis zeigt eine typische Flaserstruktur eines durch Aufschmelzung von Sedimentgesteinen entstandenen Graniten, der durch tektonische Bewegungen zu einem Gneis verformt wurde. Südlich von Andermatt findet man den ähnlichen „Paradisgneis“. Schweizer Koordinaten:2‘651‘392/ 1‘219‘549

6.1. Eich Auf dem Autobahn-Rastplatz Sursee-Sempach, vor dem Eichtunnel kann man den bislang grössten Findling (ca. 10 m3, 25 Tonnen) aus unserer Region bestaunen.Dieser Aaregranit ist vor 300 Millionen Jahren entstanden und kommt aus der Schöllenenschlucht oder vom Grimselgebiet. Schweizer Koordinaten:2‘654‘526 / 1‘222‘966

7.1. Etzelwil Mitten in Etzelwil steht dieser 1.7 m grosse Findling aus Granit. Bei den Granitfindlingen unserer Region handelt es sich meistens um den 300 Millionen Jahre alten Aaregranit. Mit ca. 500 km2 ist es der grösste Granitkörper der Schweiz, der vom Bietschhorn bis zum Oberalpstock reicht. Schweizer Koordinaten:2‘651‘179 / 1‘231‘562

8.1. Grosswangen Gegenüber der Kirche befindet sich ein etwa 2 m2 grosser Findling aus Aaregranit. Er gehört zu einer Endmoräne des Trienger-Stadiums der letzten Eiszeit. Auf dieser eiszeitlichen Anhöhe haben unsere Vorfahren Dorf und Kirche gebaut. Schweizer Koordinaten:2‘646‘446 / 1‘220‘424

8.2. Grosswangen Der Grosswanger Aaregranit zeigt auf seiner Rückseite dunkle Einschlüsse. Solche dioritische oder basaltische Einschlüsse zeigen dem Geologen an, dass sich dieser Granit aus Gesteinen entwickelt hat, die ursprünglich aus dem Erdmantel stammen. Schweizer Koordinaten:2‘646‘446 / 1‘220‘424

9.1. Gunzwil Beim Schulhaus Linden befindet sich zwischen zwei Kalkstein-Findlingen ein äusserst seltener Metakonglomerat-Findling. Ähnliche Metakonglomerate gibt es in der Tscharren-Formation im Maderanertal, die im Karbon vor 303 Millionen Jahren entstand. Schweizer Koordinaten:2‘656‘453 / 1‘228‘753

9.2. Gunzwil Ein Konglomerat ist ein verfestigter Kies. Bei diesem Gestein (Detail von obigem Findling) sind die Komponenten aber geplattet, was während der Alpenbildung (vor 10-100 Millionen Jahren) geschah. Das deformierte Metakonglomerat muss also älter als das Alpengebirge sein. Schweizer Koordinaten:2‘656‘453 / 1‘228‘753

9.3. Gunzwil Unter dieser schmalen Brücke versteckt sich ein prächtiger Aaregranit. Er steckt grösstenteils im Erdreich und ist schätzungsweise 3 m3 gross und 7.5 Tonnen schwer. Er könnte in früheren Zeiten einem Holzsteg als Pfeiler gedient haben. Schweizer Koordinaten:2‘656‘130 / 1‘229‘347

10.1. Hellbühl Hinter der Rotbach-Garage kam 2016 bei Bauarbeiten dieser Kalkstein-Findling zutage, der mit etwa 5 m3 an die 13 Tonnen wiegt. Dieser Findling schaffte es wegen den spektakulären Gletscherschliffen in der Baugrube (siehe unten) am 29.8.16 in die Luzerner Zeitung. Schweizer Koordinaten:2‘657‘498 / 1‘213‘4712016 

10.2. Hellbühl Seltene Gletscherschliffe in der 2016 geöffneten Baugrube hinter der Rotbach-Garage. Sie zeigen mit 258° in Richtung Westen, wo der Eisstrom ins Rottal abbog. Vorne liegen Hammer und Kompass; hinten sieht man den gleichen Findling wie oben. Schweizer Koordinaten:2‘657‘498 / 1‘213‘471

10.3. Hellbühl Etwa 100 m unterhalb der Kirche steht dieser 2 m3 grosse Quintnerkalk-Findling. Er könnte vom Titlis stammen und entstand vor 145 Millionen Jahren aus Kalkschlamm im Tethys-Meer. Bei den hellen Adern handelt es sich um Brüche, die mit Kalzit gefüllt wurden. Schweizer Koordinaten:2‘657‘718 / 1‘213‘547

10.4. Hellbühl Auf dem Spielplatz bei der Turnhalle liegt dieser Kalkstein-Findling. Er hat eine ausgeprägte Bankung, die mit der abwechselnden Ablagerung von Kalkschlamm und tonigem Schlamm im Tethysmeer entstanden ist.Rund ums Gebäude hat es weitere verschiedenartige Findlinge. Schweizer Koordinaten:2‘658‘117 / 1‘213‘652

11.1. Hildisrieden 3 m langer Kalkstein. Text auf Gedenktafel: „Findling bei der Dorf-Strassen-Sanierung 1961/62 ausgehoben und zu diesem Dorfbrunnen verarbeitet. Kosten übernommen von Troxler-Ruckli Hans, Oberschlüssel und von den damaligen drei Gemeinderäten.“ Schweizer Koordinaten:2‘659‘950 / 1‘222‘484

12.1. Kaltbach Drei prächtige Findlinge vor dem Gebäude der Emmi. Bei den äusseren beiden handelt es sich um Kalksteine, beim mittleren um einen vergneisten Granit. Der Ort befindet sich auf einer Seitenmoräne, die von Kottwil nach Knutwil zieht und zum Trienger-Stadium der letzten Eiszeit gehört. Schweizer Koordinaten:2‘647‘329 / 1‘225‘876

13.1. Knutwil 350 m südlich der Kirche steht dieser Aaregranit (siehe Detail unten). Auch er gehört zu einer Seitenmoräne des letzteiszeitlichen Triengen-Stadiums (ca. 21‘000 Jahre vor heute). Schweizer Koordinaten:2‘648‘112 / 1‘227‘717

13.2. Knutwil Obiger Granit-Findling, der besteht aus „Feldspat, Quarz und Glimmer, das vergess ich nimmer.“ Die fingernagelgrossen weissen Minerale sind Feldspat. Dazwischen befindet sich der gräuliche Quarz und der dunkle Gimmer (Biotit). Schweizer Koordinaten:2‘648‘112 / 1‘227‘717

14.1. Kulmerau Etwa 300 m südwestlich Kulmerau ist ein Gräberfeld mit einem Chäppeli. Dessen Fundament ist ein grosser Gneis-Findling (Detail siehe unten). Hier zieht eine 24‘000 Jahre alte Seitenmoräne des Staffelbach-Stadiums (letzteiszeitlicher Höchststand) durch. Schweizer Koordinaten:2‘648‘662 / 1‘233‘311

14.2. Kulmerau Das Fundament des Chäppeli ist ein Gneis, der erste Zeichen einer Aufschmelzung bei etwa 650°C zeigt. Man kann hier auch von einem Migmatit sprechen. Der Findling könnte ein Erstfeldergneis aus dem Urnerland sein. Schweizer Koordinaten:2‘648‘662 / 1‘233‘311

15.1. Mauensee 500 m nördlich von Mauensee, wo sich die Strasse links nach Kaltbach und rechts nach St. Erhard gabelt, befindet sich dieser Aaregranit. Er markiert eine Seitenmoräne des letzteiszeitlichen Trienger-Stadiums. Schweizer Koordinaten:2‘647‘518 / 1‘224‘714

16.1. Neudorf Drei Kalkstein-Findlinge entlang der Hauptstrasse bei der Einbiegung in die Wynafeld-Strasse. Einer der Findlinge (der auf dem Foto dem Betrachter zugewandte) ist ein Nummulitenkalk (siehe Detail unten). Schweizer Koordinaten:2‘658‘459 / 1‘225‘223

16.2. Neudorf Detailaufnahme von obigem Nummulitenkalk. Die Nummuliten sind Fossilien von Einzellern, die bis zu mehreren Zentimeter gross werden konnten. Diese hier sind 1 cm gross. Vergleiche auch den Nummulitenkalk-Findling von Oberkirch. Schweizer Koordinaten:2‘658‘459 / 1‘225‘223

17.1 Neuenkirch Bei „Auf Nällen“ befindet sich ein ca. 60 cm grosser Findling aus Aaregranit. Beim feinkörnigen Band, das ihn durchzieht, handelt es sich um einen Spalt, der sich mit einem granitischen Magma füllte und zu einem feinkörnigen Gang, einem Aplitgang auskristallisierte. Schweizer Koordinaten:2‘657‘959 / 1‘216‘447

17.2. Neuenkirch Am Meiengrüenipark sieht man einen ca. 10 Tonnen schweren Kalkstein-Findling, vermutlich ein 145 Millionen Jahre alter Quintner-Kalk aus dem obwaldner Titlisgebiet. Eine Spezialität dieses Kalkes sind die hellen Kalzitadern. Mehr dazu beim nächsten Bild unten. Schweizer Koordinaten:2‘658‘033 / 1‘217‘126

17.3. Neuenkirch Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt, wie sich denn ein hartes Kalkgestein verfalten kann. Der Trick ist, dass er tausende kleine Brüche auftut, die sich mit Kalkwasser füllen. Dort kristallisiert Kalzit und der Kalkstein behält trotz Formänderung seine Festigkeit. Schweizer Koordinaten:2‘658‘033 / 1‘217‘126

17.4. Neuenkirch Randprofil der Baugrube Lippenrütipark im Sept. 2018.
80 cm unterhalb der Oberfläche beginnt die letzteiszeitliche Grundmoräne. Man erkennt sie an den unterschiedlich grossen Geröllen. Dabei handelt es sich um Findlinge, die sich hier in „Lebendstellung“ befinden. Schweizer Koordinaten:2‘657‘234 / 1‘217‘791

17.5. Neuenkirch Findling aus der Baugrube Lippenrütipark. Er wird dort zwischengelagert, um für die Umgebungsgestaltung verwendet zu werden.Dieser Findling ist etwa 1.2 m gross und zeigt eine Grenze zwischen feinkörnigem Sandstein und grobem KonglomeratSchweizer Koordinaten:2‘657‘256 / 1‘217‘827

17.6. Neuenkirch Findling (ca. 80 cm gross) aus der Baugrube Lippenrütipark. Er wird mit weiteren 20 Findlingen dort zwischengelagert, um für die Umgebungsgestaltung verwendet zu werden. Es handelt sich um einen Muschelkalk (siehe Detail unten) mit hellen Kalzitadern. Schweizer Koordinaten:2‘657‘256 / 1‘217‘827

17.7. Neuenkirch Detailaufnahme von obigem Muschelkalk-Findling.Man erkennt die zahlreichen Muschelschalen als ovale Strukturen. Die Fossilien bestehen noch aus ihrem originalen Muschelmaterial, das wegen seiner Härte herauswittert. Schweizer Koordinaten:2‘657‘256 / 1‘217‘827

18.1. Nottwil 200 m nördlich vom Nottelerberg mitten im Wald ist dieser Kalkstein-Findling. Er ist im Waldboden eingewachsen und nur schwer zu finden, obwohl er auf der Geologischen Online-Karte des Bundes (GeoCover-Karte) mit einem roten Kreuz verzeichnet ist. Schweizer Koordinaten:2‘652‘107 / 1‘219‘498

18.2. Nottwil Mitten im Schmiedmatte-Wohnquartier ein Aaregranit-Findling mit geschätzten 2.5 m3 und 6 Tonnen Gewicht. Dahinter befindet sich ein Orthogneis-Findling (siehe nächstes Bild unten). Schweizer Koordinaten:2‘652‘721 / 1‘220‘804

18.3. Nottwil Orthogneis-Findling, der grösstenteils im Boden steckt und mindestens 4 m3 gross und 10 Tonnen schwer ist. Im Hintergrund ist einer von mehreren grossen Kalkstein-Findlingen erkennbar. Dieser Ort eignet sich für die Besichtigung aller drei Hauptarten von Findlingen: Kalk, Gneis und Granit (siehe Bild oben). Schweizer Koordinaten:2‘652‘704 / 1‘220‘791

19.1. Oberkirch Gegenüber dem Restaurant Hirschen ist quasi der älteste Findling unserer Region zu bestaunen – ein 500 Millionen Jahre alter Paragneis.Ein Paragneis entsteht wenn Tonschlamm 20 km tief in die Erdkruste gerät und sich dort zu Gneis umwandelt.  Schweizer Koordinaten:2‘651‘322 / 1‘222‘957

19.2. Oberkirch Auf dem Areal des Schulhauses Zentrum kann man mehrere Findlinge bestaunen. Hier handelt es sich um einen seltenen Migmatit. Der Begriff Migmatit kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Mischgestein“. Siehe auch Beschreibung unten. Schweizer Koordinaten:2‘651‘239 / 1‘223‘263

19.3. Oberkirch Detail von obigem Migmatit-Findling beim Schulhaus Zentrum. Durch die beginnende Aufschmelzung bei ca. 650°C bildeten sich Schmelzen (braun anwitternd) zwischen nichtschmelzenden dunklen Bereichen. Wenn die Aufschmelzung weiter fortschreiten würde, so entstünde ein Granit. Schweizer Koordinaten:2‘651‘239 / 1‘223‘263

19.4. Oberkirch Etwa 80 m nördl. der Kirche befindet sich ein mindestens 3 m3 grosser Findling aus Habkerngranit (siehe Detail unten). Es ist eine äusserst seltene Granitart, deren Herkunftsgebiet mit der Hebung und Erosion der Alpen bereits vor langer Zeit verschwunden ist. Schweizer Koordinaten:2‘651‘309 / 1‘223‘370

19.5. Oberkirch Der Habkerngranit hat lachsrosafarbene Feldspäte. Den grössten Habkerngranitkörper fand man bei Habkern, nördlich von Interlaken. Die Habkerngranit-Findlinge des Surentals stammen aber von Wildflysch-Einheiten, die vom Entlebuch bis Obwalden reichen. Schweizer Koordinaten:2‘651‘309 / 1‘223‘370

19.6. Oberkirch Die Surenweidstrasse führt durch eine neue Überbauung. Bei den Aushubarbeiten hat man an die 100 Findlinge zutage befördert, die unterhalb der Überbauung gelagert werden, um sie für Verbauungen entlang der Sure zu verwenden. Darunter gibt es ein paar Besonderheiten (siehe unten). Schweizer Koordinaten:2‘651‘116 / 1‘223‘311

19.7. Oberkirch Seltener Amphibolit-Findling an der Surenweidstrasse entlang der Sure (Schuh als Massstab). Amphibolite sind umgewandelte basaltische Gesteine, die aus dem Erdmantel stammen. Der Autor hat am Swiss Geoscience Meeting 2018 eine neue Theorie zur Erklärung der Amphibolite präsentiert. Schweizer Koordinaten:2‘651‘116 / 1‘223‘311

19.8. Oberkirch Detail des oben beschriebenen Amphibolits. Man erkennt grobkörnige Bereiche, die aus weissem Feldspat (Plagioklas) und dunklem Amphibol bestehen. Man nennt diese Bereiche Diorit. Diorite spielen in der Entstehung unserer Erdkruste eine wichtige Rolle. Schweizer Koordinaten:2‘651‘116 / 1‘223‘311

19.9. Oberkirch Orthogneis-Findling (ca. 40 cm breit) an der Surenweidstrasse entlang der Sure. Er stammt vom Gotthardgebiet. Die grossen Feldspatkristalle wurden vor ca. 330 Millionen Jahren während der Kollision zweier Superkontinente verfaltet. Dabei entstand der noch grössere Superkontinent Pangäa. Schweizer Koordinaten:2‘651‘116 / 1‘223‘311

19.10. Oberkirch Nummulitenkalk-Findling an der Surenweidstrasse. Die Makroaufnahme (Kugelschreiberspitze als Massstab) dieses Nummulits (Fossil eines Einzellers) zeigt das Kammersystem. „Nummus“ ist lateinisch und heisst „Münze“. Im Volksmund wäre dies ein „Münzstein“. Schweizer Koordinaten:2‘651‘116 / 1‘223‘311

20.1. Rickenbach An der Kreuzung Menziker-/Niederwilerstrasse befindet sich dieser zweitönnige Orthogneis-Findling. Ein Gneis ist eigentlich eine versteinerte Verformung. Eine Gebirgsbildung lässt Gesteine verformen. Geschieht dies in grosser Tiefe verformt sich ein Granit zu einem Orthogneis. Schweizer Koordinaten:2‘654‘620 / 1‘230‘671

21.1. Ruswil Hier bei Ziswil ist ein 1.5 m grosser Orthogneis-Findling zu sehen. Granite und Orthogneise (letztere sind verformte Granite) sind in den Zentralalpen häufig anzutreffen. Sie sind sehr hart und überstehen einen Gletschertransport ohne Probleme. Deswegen sind sie als Findlinge relativ häufig. Schweizer Koordinaten:2‘655‘310 / 1‘213‘205

22.1. Schenkon An der Einmündung der Striegelgasse in die Dorfstrasse befindet sich dieser zwei Tonnen schwere Orthogneis-Findling. Er gehört zu einer Seitenmoräne des Sursee-Stadiums. Diese Seitenmoräne führt in die Endmoräne bei Mariazell, die am Ende der letzten Eiszeit gebildet wurde. Schweizer Koordinaten:2‘653‘095 / 1‘224‘794

23.1. Schlierbach An der Oberdorfstrasse befindet sich dieser drei Tonnen schwere Kalkstein-Findling. Bei genauem Betrachten erkennt man die feinen Kratzspuren, die vom Gletschertransport stammen. Hingegen sind die groben Kratzer, die man auf dem Foto sieht, Werkzeug- oder Baggerspuren. Schweizer Koordinaten:2‘650‘976 / 1‘230‘702

24.1. Schwarzenbach Dieser mächtiger Kalkstein-Findling, der mit 3 m3 etwa 7.5 Tonnen wiegt, befindet sich vor dem Schulhaus und dient den Kindern zum Klettern. Später werden sie vielleicht zu Alpinisten und erklettern denselben Quintner-Kalk am Titlis, von wo dieser herstammt. Schweizer Koordinaten:2‘658‘614 / 1‘231‘542

25.1. Sempach Wo die Unterfluck- in die Beromünsterstrasse einmündet befindet sich dieser fast vier Tonnen schwere Aaregranit-Findling. Er kam entweder mit dem Reussgletscher aus der Schöllenenschlucht oder mit dem Aaregletscher über dessen Brünigableger ins Suretal. Schweizer Koordinaten:2‘657‘046 / 1‘221‘950

25.2. Sempach Dieser Brunnen ist bei der Schlacht zu bewundern. Wie beim Dorfbrunnen von Hildisrieden, ist es ein Kalkstein mit ähnlichen Massen 1 m x 1 m x 3 m. Die Geschiebespuren an den Aussenseiten des Brunnens sind eindeutige Hinweise auf den Gletschertransport. Schweizer Koordinaten:2‘658‘722 / 1‘221‘985

26.1. Sempach Station Gegenüber dem Bahnhof befindet sich ein 2 m3 grosser Migmatit (mehr dazu unten). Er wurde 1982 beim Bau der Nationalstrasse zwischen Rothenburg und Sempach gefunden. Dank der Initiative von Albert Kuhn (Sempach Station) wurde er zum Brunnen. Schweizer Koordinaten:2‘657‘445 / 1‘218‘649

26.2. Sempach Station Bei dieser Detailaufnahme von obigem Findling erkennt man helle Bereiche, die geschmolzen waren und dunkle Bereiche, welche der Aufschmelzung bei 650°C widerstanden. Solche teilweise geschmolzenen Gesteine nennt man Migmatite. Migmatit-Findlinge sind eher selten. Schweizer Koordinaten:2‘657‘445 / 1‘218‘649

26.3. Sempach Station Dieser 15 Tonnen schwere Aaregranit-Findling vom Seesatz befindet sich in einem verlandeten Bereich des Sempachersees. Der frühe Sempachersee bildete sich zwischen der Mariazeller Endmoräne und der sich zurückziehenden Gletscherzunge, die diesen Findling zurückliess. Schweizer Koordinaten:2‘657‘400 / 1‘219‘405

26.4. Sempach Station Detail vom Aaregranit-Findling oben. Die dunkle Scholle misst 65 cm x 175 cm. Ihre basaltische Zusammensetzung weist darauf hin, dass sich der Granit aus Basalt entwickelt hat, der aus dem Erdmantel kam. So entsteht aus Erdmantel granitische Erdkruste. Schweizer Koordinaten:2‘657‘400 / 1‘219‘405

27.1. Sigigen 1.3 m grosser Aaregranit-Findling als Schmuckstück in einem gepflegten Garten. Er gehört zur Seitenmoräne von Sigigen, welche zwischen dem letzteiszeitlichen Trienger und dem Sursee Stadium, also vor ungefähr 20‘000 Jahren entstanden ist. Schweizer Koordinaten:2‘652‘926 / 1‘212‘723

28.1. Sursee Die Bauherren dieser Kapelle verwendeten Aaregranit-Findlinge der Mariazell-Endmoräne als hochfeste und dauerhafte Fundament-Ecksteine. Denn sie wussten aus Erfahrung, dass sich der heimische Sandstein nicht als Fundamentstein im feuchten Boden bewähren würde. Schweizer Koordinaten:2‘651‘657 / 1‘224‘934

28.2. Sursee Bei diesem mannshohen Findling, am Kreisel Ringstrasse-Münsterstrasse, handelt es sich um einen vergneisten Granit (siehe Detail unten). Vergneist heisst, dass das Gestein verformt ist und eine Schieferung zeigt. Der Geologe spricht hier von einem Metagranit oder einem Orthogneis. Schweizer Koordinaten:2‘651‘191 / 1‘224‘876

28.3. Sursee Im Detail (gleicher Findling wie oben) erkennt man eine deutlich ausgeprägte Schieferung, die sogar gefaltet ist. Es kann sich um einen vergneisten Aaregranit (300 Millionen Jahre) oder um einen noch älteren Orthogneis (450 Millionen Jahre) handeln. Schweizer Koordinaten:2‘651‘191 / 1‘224‘876

28.4. Sursee Gegenüber dem Spital sind mehrere grosse Findlinge zu bestaunen. Vermutlich stammen sie aus der Baugrube des Spitals, welches sich mitten auf der Mariazeller Endmoräne befindet. Sieben der Findlinge sind Orthogneise, die anderen sind KalksteineSchweizer Koordinaten:2‘651‘488 / 1‘224‘451

29.1. St. Erhard 70 m nördlich des Schulhauses befindet sich dieser 1.2 m grosse Sandstein-Findling. Er sieht aus wie ein Mega-Erdnüsschen. Findlinge aus Sandstein sind selten, weil dieses weiche Gestein sehr witterungsanfällig ist und keinen längeren Gletschertransport übersteht. Schweizer Koordinaten:2‘648‘226 / 1‘226‘231

30.1. Triengen Beim Mühlehof ist ein äusserst seltener Habkerngranit-Findling zu bestaunen. Der Habkerngranit ist mit seinen lachsroten Feldspäten (siehe unten) ein besonderer Schmuckgestein.
Vergleiche auch den Habkerngranit-Findling von Oberkirch. Schweizer Koordinaten:2‘647‘774 / 1‘231‘71

30.2. Triengen Lachsrote Alkalifeldspäte in einer Matrix aus weissen Plagioklasen, grauen Quarzen und dunklen Glimmern (Biotit).Hier spielt die Natur mit den Farben verschiedener Mineralien, um das Gemälde eines Habkerngranits zu malen. Schweizer Koordinaten:2‘647‘774 / 1‘231‘713

31.1. Vorder Ämmeberg Einsam an der Strasse unter grossen Bäumen neben einem Wegkreuz steht ein eiszeitlicher Zeuge. Es ist ein etwa 1 m grosser Aaregranit. Er gehört zu der Moräne, die von Sigigen herkommend weiter nach Westen zieht. Schweizer Koordinaten:2‘651‘726 / 1‘212‘569

32.1. Wilihof Vor einem Stall an der Strasse ist ein von Moos überwachsener Aaregranit, der etwa 1 m3 gross ist und 2.5 Tonnen wiegt. Er gehört zu einer Seitenmoräne des Trienger-Stadiums, welche entlang der Dorfstrasse zieht. Schweizer Koordinaten:2‘647‘482 / 1‘230‘411

32.2. Wilihof Vor dem Schulhaus befindet sich ein weiterer Aaregranit, der ein Volumen von ungefähr 1 m3 hat. Er gehört zur gleichen Moräne, wie sie bei obigem Findling beschrieben ist. Schweizer Koordinaten:2‘647‘470 / 1‘230‘517

33.1. Winikon Diese Überbauung befindet sich entlang einer Moräne des Trienger-Stadiums der letzten Eiszeit. Sämtliche Findlinge wurden entlang der Zufahrtsstrasse und bei den Häusern platziert. Beim grössten (ca. 2.5 m3) handelt es sich um einen Erstfeldergneis aus dem Urnerland. Schweizer Koordinaten:2‘646‘130 / 1‘231‘727

33.2. Winikon Detail von obigem Erstfeldergneis-Findling. Der Finger zeigt auf ein helles Band (bestehend aus Quarz und Feldspat) mit einem dunklen Saum (bestehend aus Biotit). Solche Strukturen entstehen bei beginnender Aufschmelzung um die 650°C. Schweizer Koordinaten:2‘646‘130 / 1‘231‘727

Hinweis für Architekten, Bauleute, Gartenbauer, Land- und Hausbesitzer Mit dem verdichteten Bauen werden zunehmend grössere und tiefere Baugruben ausgehoben. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit vermehrt auch spezielle Findlinge zu finden.Anstatt Findlinge für teures Geld abtransportieren zu lassen und hinterher für die Umgebungsgestaltung Steinblöcke aus dem Schwarzwald oder sonst von weit her für wieder teures Geld zuführen zu lassen, wäre es in jedem Fall zu empfehlen, die Findlinge während der Bauzeit am Rand der Baustelle zu lagern, um sie am Schluss für die Gestaltung der Umgebung zu verwenden.Neben dieser ökonomischen und ökologischen Empfehlung liegt mir aber noch eine ganz andere Bitte am Herzen. Lassen Sie bitte einen Findling an seinem Fundort. Wird nämlich ein Findling von seinem Fundort wegtransportiert, dann beraubt man ihn seiner Geschichte, die er nur an seinem Fundort erzählen kann – so wie uns heute, so auch unserer Kindern und Kindeskindern in der Zukunft. Literatur

  • Hans Annaheim, Alfred Bögli und Samuel Moser (1958): Die Phasengliederung der Eisrandlagen des würmeiszeitlichen Reussgletschers im zentralen schweizerischen Mittelland. Geographica Helvetica, 13, 217-231.
  • Martin E. Gerber (1994): Erläuterungen zum geologischer Atlas, Blatt 1129 Sursee.
  • Oliver Heiri et al. (2014): Palaeoclimate records 60-8 ka in the Austrian and Swiss Alps and their forelands. Quaternary Science Reviews, 106, 186-205.
  • Christian Schlüchter (2010): Das Eiszeitalter in der Schweiz. Eine Publikation des Instituts für Geologie der Universität Bern und von IGCP-378, herausgegeben von der Stiftung Landschaft und Kies, Aarbord 32, 3628 Uttigen.